fiANNA
werkgemeinschaft


22.06.2024
Wir sind in Tadschikistan angekommen und in den Bergen. Nicht in den Bergen zu sein ist in Tadschikistan äußerst schwierig. 93% Tadschikistans sind Bergland und 50% über 3000 m hoch gelegen. In Tadschikistan befinden sich 60% aller Wasserreserven Zentralasiens.
Und wegen Wasser, genauer gesagt -  Regen mussten wir unsere erste Tour abbrechen. Gestern wollten wir im Shing Tal die Sieben Seen besuchen. Doch wegen Schlamm - , Gerölllawienen und fortgeschwemmter Straßen endete unsere Fahrt in dem Ort Shing, noch vor dem ersten See. Ab hier gab es keine Piste mehr. Sie war einfach nicht mehr da. Über einen Kilometer gab es in dem Tal nur noch Schotter und einen Fluß, welcher ein neues Flussbett hatte. Dort wo noch die Piste vorhanden war hatten Raupen und Radlader das Geröll und den Schlamm schon beiseite geschoben. Aber ab hier musste eine ganz neue Piste angelegt werden. Wir übernachteten in Shing an der Dorfstraße und wurden Abends von einem Deutschlehrer zum Tee eingeladen. Zu unser aller Schande muß ich gestehen, das keiner mehr den Namen unseres Gastgebers weiß. Er erzählte uns, dass es Tags zuvor eine halbe Stunde geregnet hatte. Regen in solchen Mengen wie er es noch nie erlebt habe.
Die Einladung zum Tee war dann natürlich eine Einladung zu einem reichhaltigen Abendessen. Ganz romantisch bei Taschenlampenschein. Es gab keinen Strom aufgrund umgeknickter oder weggespülter Strommasten. Beim Nachhause gehen  (zu den Duros)  bekamen wir eine  Taschenlampen - Eskorte von vielen Familienangehörigen. 

Am nächsten Vormittag beschlossen wir zurückzufahren da die Erneuerung der fehlenden Piste wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Wir fuhren ein Tal weiter und folgten dem Gebirgsbach Archamaydan Talaufwärts bis auf 2200 m. Eine traumhafte Piste in malerischer Bergwelt. Ich schlief seit Wochen wieder einmal mit Schlafanzugsoberteil und zugedeckt. In Tadschikistan ist es deutlich kühler als in Usbekistan. Wir sind dem heißen Wüstenklima erst einmal entronnen. Sehr angenehme Temperaturen, reißende Flüsse und teils glasklare, eiskalte Gebirgsbäche.


Heute Abend stehen wir in 2200 m Höhe am Iskanderkul, der See des Alexander. Alexander der Große musste der Sage nach hier sein Pferd Bucefalus zurücklassen. Spuren seines Feldzuges ins damalige Sogdien und Baktrien, findet man in Usbekistan, Tadschikistan und Afghanistan.



27.06.2024
Nach zwei Tagen am Iskanderkul fuhren wir weiter nach Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Eine moderne Großstadt mit zum Teil 6-spurigen Straßen und modernen Prestigebauten. Im Zentrum, wahnsinnig gepflegt und sauber.
Überall im Lande sieht man Ihn, aber hier in seiner Hauptstadt ist er allgegenwärtig. „Der Begründer des Friedens und der nationalen Einheit, Führer der Nation“. So lautet die offizielle, 2015 per Gesetz erlassene Anrede von Präsident Rahmon.
Riesige Bilder zeigen diesen netten Onkel Landesweit,in allen möglichen Posen und Rollen.
Auch mir ist er inzwischen ganz vertraut. Ich werde Ihn bestimmt vermissen, wenn wir nicht mehr in Tadschikistan sind.
Aber bis dahin gehen noch ein paar Tage ins Land. Genauer gesagt in die Berge.


Wir haben gestern Duschanbe verlassen und befahren nun den Pamir Higway. Es geht in die Berge. Auch diese Route gehörte früher zur Seidenstraße. Marco Polo ist im Jahre1275 über den Pamir nach China gereist. Wir werden nach Kirgistan weiterreisen.
Ob das befahren des Pamir Highways eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit ist….?? Wir werden sehen. Hoffentlich haben wir gutes Wetter und gute Sicht, um die Bergwelt des Pamir, Hindukusch, Trans-Alai und Kunlun-Gebirge in voller Pracht genießen zu können. Wir stehen auf 1155 m Höhe. Unter uns rauscht der Fluß Vakhsh vorüber. Gerade kamen 2 Schaf/Ziegenhirten vorbei und fragten nach Wasser. Das kam auch in Usbekistan vor. Habe mich schon öfter gefragt wieviel Wasser ein Hirte wohl am Tag trinkt. Wir haben in der Hitze in Usbekistan 5-6 Liter Wasser am Tag getrunken. War kein Problem.
Bianka und Timo haben eben Maulbeeren gesammelt und kochen Marmelade ein. Habe einen Vater mit seinem Sohn beobachtet. Sie sammelten auch Maulbeeren, unterhalb von unserem Stellplatz. Gerade kamen sie vorbei und schenkten mir Maulbeeren. Die sind dann so zum naschen. Bianka ist mit der Marmelade schon fertig. Der Sohn hat den Vater dann angewiesen Fotos von ihm und mir zu machen.
Letztes Jahr in Georgien und Armenien wurden wir oft von Menschen gefragt ob sie den Duro Fotografieren dürften.
Auf dieser Reise sind wir unzählige Male, vor allem in Usbekistan und Tadschikistan, zusammen mit Familien oder Jugendlichen fotografiert worden. Manchmal tauchten die Menschen einfach so aus dem Nichts auf und fragten wegen Fotos.

 28.06.2024
Von Duschanbe aus gibt es 2 Routen welche sich in Qalaikhumb wieder zum Pamir Highway vereinen.
Eine südl. Route, die durchgehend geteert ist und heutzutage am häufigsten für die Anreise zur Pamir- Überquerung genutzt wird. Die nördliche Variante ist der eigentliche Pamir Highway. Diese Strecke ist wenig befahren, fast vollständig ohne Teerbelag und führt über den 3252m hohen, ebenfalls unbefestigten Khoburobot-Pass. Auf dieser Strecke der M 41 sind wir unterwegs. Auch wenn der Zustand der Pisten manchmal nervt, so lohnt diese Strecke. Landschaftlich und von der Pistenführung ein tolles Erlebnis.
Und immer dann, wenn du dich freust und besonders stolz auf deinen Duro bist, wie gut er doch diese Pisten meistert, kommt dir einer entgegen, oder taucht im Rückspiegel auf und signalisiert dir, ihn doch bitte vorbei zu lassen. Hier in Tadschikistan sind dies meistens Opel Astras, mit Abstand der am meisten gefahrene Wagen. Nicht die neusten Modelle, aber unglaublich was die so können. Da kann ich mich dann immer nur mit: „Aber mein Duro kann noch viel mehr“ trösten.
Wir sind halt auf einer Hauptverkehrsstraße unterwegs. In Mitteleuropa sind zwar ungeteerte Feldwege in der Regel besser zu befahren, aber wir sind in Zentralasien. Die meisten neuen europ. Personenwagen hätten auf diesen Pisten große Probleme.
Den Khoburobot Pass haben wir überquert und unser Nachtlager auf 3067 m Höhe aufgeschlagen. Auf der Passhöhe steht eine Bushaltestelle aus Sowjetzeiten. Eine der höchsten Bushaltestellen der Welt. 3252,5m steht an einer Seitenwand.  Ein schönes Relikt. Aber es gibt auch nicht so schöne Relikte. Nämlich Minen aus Zeiten des 6. Jährigen grausamen Bürgerkrieges in Tadschikistan. Neben der Bushaltestelle steht ein Warnschild. Während der Auffahrt hatten wir schon eines am Wegesrand gesehen. Beim Anstieg auf den Pass und auf den Gipfel hatten wir zum ersten Mal einen Blick auf die Schnee bedeckten Gipfel des Pamir Gebirges. Soweit man sieht, Schnee bedeckte Berge, sehr beeindruckend. Obwohl die Sicht nicht ganz so toll ist, da es den ganzen Tag immer mal leicht regnet. Dafür fahren wir heute überwiegend staubfrei. Das tut auch mal gut.
Aufgrund des Regens sind die Pisten streckenweise verschlammt und die Abfahrt vom Paß gestaltet sich mitunter etwas schlüpfrig.


29.06.2024
Landschaftlich geht es mit Superlativen weiter. Die Abfahrt von 3252m auf ca. 1200m nach Qalaikhumb ist ebenfalls ein Traum. Ich bin berauscht von der Bergwelt und der Piste, Clarissa ist berauscht von der Vegetation. Heute Morgen ist sie ca.30 Minuten vor der Abfahrt schon einmal vorgelaufen um die Pflanzenwelt in Ruhe genießen zu können. Sie ist dann später wieder zugestiegen. In Qalaikhumb trafen wir dann ein junges Deutsches Pärchen , welches wir schon in Kasachstan gesehen und in Duschanbe getroffen hatten. Sie fahren auch den Pamir Highway und dann im Transit durch China und Pakistan um nach Indien zu gelangen. Sie haben sich einer  Gruppe angeschlossen, welche auch in Duschanbe war und die wir schon in Buchara kennengelernt hatten. Am Ortsausgang von Qalaikhumb trafen wir dann auch Klaus, einer aus der Gruppe von Buchara. Sie wollen Morgen früh um 4:00 Uhr losfahren. Der Grund: Momentan ist ein Großteil des Pamir Highways Baustelle. Die eigentlich nur einspurige Piste wird von Chinesischen Firmen zu einem wirklichen Highway ausgebaut. Es gibt eigentlich feste Sperr- und Fahrzeiten, die aber je nach Streckenabschnitt unterschiedlich gehandhabt werden. Wir mussten  zweimal ca. 2 Std. warten, bis ein Streckenabschnitt freigegeben wurde.
Seit Qalaikhumb fahren wir nun den Fluß Panj entlang. Immer Flußaufwärts. Links des Panj liegt Tadschikistan und rechts Afghanistan. Mal 100 m, mal 50 m vom tadschikischen Ufer entfernt. Afghanistan,:!!?? Seit ich mich erinnern kann, ein Land der Gegensätze, ein Land im Kriege, Unabhängigkeit, ein Land im Wandel, religiöser Fundamentalismus, Unterdrückung, …Ich kenne Afghanistan nur aus den Medien, Timo war während seiner Bundeswehrzeit dreimal dort im Einsatz.
75 km fuhren wir heute entlang der Afghanischen Grenze. Es fühlt sich für mich recht normal an. Die afghanische Seite des Panj ist fruchtbarer als die Tadschikische. Es gibt  kleine Dörfer mit Gärten und Getreidefeldern. Oft mit Mauern eingerahmt. Die Getreideernte ist gerade im Gange. Auf den kleinen Feldern liegen aufgereit die gebündelten Ähren. Ein schöner Anblick. Auch auf afghanischer Seite führt ein Fahrweg entlang des Flusses Panj. Noch abenteuerlicher und schmaler als der alte Pamir Highway, hier auf tadschikischer Seite. Als Fahrradweg für schwindelfreie Abenteurer bestimmt gut zu vermarkten. Man sieht wenige Menschen kaum Fahrzeuge, davon die meisten Motorräder.
Während der Warterei vor einer Baustelle sah ich vier Frauen auf der Afghanischen Seite bei der Bewässerung eines Gartens zu. Dazu holten sie in Eimern Wasser aus dem Fluß. Warum auch immer gab es irgendwann Streit, Steine wurden aufgesammelt und flogen durch die Gegend und als Abschluß leerte eine der Frauen einen Eimer Wasser über eine „Kollegin“ aus. Hm…..andere Welt. Ich weiß schon warum mir Gartenarbeit nicht so liegt.

 

01.07.2024
Panj und Afghanistan. Der Fluß und das Land werden noch einige Hundert km unsere Begleiter zur Rechten sein. Faszinierend wie der Panj immer wieder seine Gestalt ändert. Mal schmal und tosend, unglaublich laut. Mit hohen Wellen, welche nicht schnell genug ins Tal stürzen können. Dann mehrere Hundert Meter breit, träge dahinfließend. Fast wie ein See. Mehr Wasser kann das Flussbett nicht aufnehmen. Hier und da Überschwemmungen - noch nicht gefährlich. Jetzt im Sommer haben die Gebirgsflüsse ihre Höchststände. Der Schnee und die  Gletscher schmelzen nun am schnellsten.
Und Afghanistan? Nun, nach zwei Tagen fahrt an der Grenze entlang, ist es schon ein bisschen Gewohnheit, dabei konnte ich am ersten Tag den Blick kaum vom jenseitigen Ufer lösen, war fast beglückt einen Menschen oder ein Fahrzeug zu sehen. Doch was wir heute sahen und wir sahen es alle vier, passte nicht so ganz in unser Weltbild. Auf der Afghanischen Seite entstieg ein stattlicher Mann den Fluten des Panj so wie Gott ihn erschaffen hatte. Der Panj war recht schmal an dieser Stelle und wir konnten sehen wie dieser Mann ganz gemütlich zu einem Stein ging und sich einen Kaftan überzog. Zwei weitere Männer standen etwas abseits und einer saß direkt auf einem Stein neben dem sich anziehenden. Eigentlich nichts erwähnenswertes, aber so etwas in einem Muslimischen Land und noch dazu im von Taliban regierten Afghanistan.
Sünde? Ein Wunder oder Grund zur Hoffnung……..
Waren die ersten 75 km nach Qalaikhumb fast ausschließlich auf Afghanischer Seite grün und Fruchtbar ,so wechselt  dieser Zustand nun ständig die Seiten.
Ein unglaublicher Anblick in dieser ansonsten kahlen, nackten Bergwelt.
Gestern trafen wir auch die Gruppe, aus Buchara wieder. Momentan mit drei Fahrzeugen unterwegs. Wir steuerten einen gemeinsamen Übernachtungsplatz an und trennten uns heute Morgen wieder. Jetzt sind wir in der Bezirkshauptstadt Chorugh angelangt. Haben getankt, eingekauft und die kirgisischen Behörden per Mail vorab über unsere bevorstehende Einreise informiert. Das Verhältnis der drei zentralasiatischen Staaten Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan ist nicht das Beste. Es gibt zum Teil gewaltsame Auseinandersetzungen. Grund in erster Linie: Energie- und Wasserversorgung. Aber auch ethnische Verflechtungen spielen eine Rolle. In Sowjetzeiten gab es hier keine Staatsgrenzen. Straßen, Stromleitungen und Wasser… alles war in einem Land: UDSSR.
Seit 1991 hat sich dies schlagartig verändert. Mit zum Teil weitreichenden Folgen.


05.07.2024
Wir stehen auf dem Dach der Welt. Vor ein paar Stunden haben wir die Pamir Hochebene erreicht.
Die letzten Tage fuhren wir weiter den Panj aufwärts. Nach wie vor an der Afghanischen Grenze entlang.  In Chorugh zweigt die M41 nach Osten ab. Diese Route ist geteert und die kürzere Verbindung Richtung China und Kirgistan.
Wir fahren weiter nach Süden, die alte, längere Route.  Zum Teil grottenschlechte  Piste, Landschaftlich weiterhin ein Traum und nach Chorugh schlagartig leer. Ein paar wenige Einheimische sind unterwegs. Der LKW Verkehr liegt annähernd bei Null. Überwiegend haben wir die Piste für uns. Das macht das Fahren angenehmer. Man kann den Schlaglöschern besser ausweichen und das Staubaufkommen ist wesentlich geringer. Kurz vor Ishkoshim sehen wir die erste Brücke über den Panj nach Afgahnistan. Samstags findet auf der afghanischen Seite ein Markt statt der auch von Touristen besucht werden kann. Ein Visum ist dafür nicht erforderlich. Leider war Mittwoch und die Brücke geschlossen. Hinter Ishkoshim schwenkt der Panj samt Piste nach Osten. Hier beginnt der Wakhan Korridor. Wir besichtigten die Festung Yamchun aus dem 3Jhr. v. Chr. Diese liegt auf etwas über 3000 m. Von hier aus hatten wir das erste Mal einen tollen Blick auf die Schneebedeckten Berge des Hindukusch auf afghanischer Seite und die hohen Gipfel des Pamir auf tadschikischer Seite. Unweit der Festung schlugen wir unser Nachtlager auf. Natürlich mit Blick auf den Hindukusch. In Yamg besuchten wir ein kleines privates Pamir Museum, incl. Führung des Hausherren. Sehr interessant !
Bei Langar erreichten wir den Anfang des Panj. Der Panj entsteht hier durch den Zusammenfluss der beiden Flüsse Wakhan und Pamir. Der Wakhan entsteht Richtung Osten in Afghanistan im kleinen Pamirgebirge. Der Pamir nordöstlich im großen Pamirgebirge. Hier folgt unsere Piste dem Pamir, welcher nun den Grenzfluss nach Afghanistan bildet. Die Piste windet sich auf 3600m in die Höhe und plötzlich fehlt eine Brücke. Genauer gesagt die alte ist fortgeschwemmt und eine Neue im Bau. Es gibt eine Behelfspiste zu einer Behelfsfuhrt. Nach einer Begehung stellt sich heraus das die Querung für ein Auto kein großes Problem darstellt. Die Strömung ist zwar stark aber der Wasserstand nicht sehr hoch. Der Untergrund ist aus Betonröhren und Schotter hergestellt und sehr uneben. Gerade will ich furten, da taucht auf der anderen Seite ein Motorradfahrer auf, eine Reise Enduro, voll bepackt. Keine Schnitte bei dem Untergrund da durchzufahren, denke ich. Nach einer Erkundung seinerseits schätzt der Motorradfahrer, welcher sich als Nachfahre von Odysseus outet, die Situation genauso ein. Odysseus wäre jetzt einfach übergesetzt, der hatte ja so manches Gewässer gemeistert. Doch unser Grieche musste seine Odyssee ja unbedingt auf 2 Rädern bestreiten. Wäre er mal mit Pegasus unterwegs, hätte er dieses Rinnsal einfach überflogen. Aber Griechen sind nun mal dazu geboren Heldentaten zu vollbringen. Er lud sein Gepäck vom Motorrad ab und machte den Weg für uns frei. Clarissa und ich fuhren den Duro durch die Fuhrt. Timo kam zu Fuß und zu dritt schoben wir sein Motorrad mit Motorunterstützung durch die Fuhrt. Das war wirklich harte Arbeit, aber so ist das nun mal bei Heldentaten. Timo und ich waren pitschpatsche Nass, nicht zuletzt durch das hochgeschleuderte Wasser des durchdrehenden Hinterrades. Unser griechischer Held erzählte uns noch das er auf dem Nachhauseweg sei. Er komme aus der Mongolei und habe 2 Monate Zeit für diese Reise. Warum verschwenden wir dann 6 Monate für dieselbe Strecke dachte ich so bei mir.
Alter Grieche………
Wir wollten unseren Helden, ob seines straffen Zeitplanes nicht länger aufhalten und nachdem Timo und Bianka gefurtet hatten, setzten auch wir unsere Reise fort. Nach ein paar Minuten erreichten wir eine Hochebene auf 3500 m mit einem abermals tollen Blick auf den Hindukusch. Auf diesem Hochplateau hatten alte Bekannte Ihr Lager aufgeschlagen. Klaus und Anja, Richard und Manuela. Getroffen in Buchara, Duschanbe und vor 3 Tagen am Panj. Die erste Frage galt natürlich unserer Flussquerung, mit Blick auf Timos nasse Kleidung - Ich hatte mich umgezogen. Timo versicherte Glaubhaft, das er sich nicht vor Angst bei der Querung ,eingenässt hätte, sondern unsere griechische Bekanntschaft der Grund der Durchnässung sei.
Heute Morgen fuhren wir dann gemeinsam mit vier Fahrzeugen weiter.
Gestern trafen wir zwei Mietwagen und unseren motorradfahrenden Helden. Alles Touristen.
Heute ein Auto aus Italien, zwei aus Deutschland und fünf oder sechs Mietwagen (Allrad)  Geführte Touren.
Um die Mittagszeit überquerten wir den Khargush-Pass mit 4344m Höhe und sind seit dem auf dem Dach der Welt. Der Pamir Hochebene. Marco Polo schrieb: Zwölf Tage reitet man über die Pamir-Ebene……..
Für alle acht die wir heute unterwegs sind auf der Pamir-Ebene ist dies ein einmaliges Erlebnis.
Wir haben unser Lager auf 3900m Höhe aufgeschlagen am Rande des Dorfes Alichur.
Der Schmelzwasserbach, welcher an uns vorbei fließt ist 10 Grad warm.
Die Lufttemperatur war vor ca. 3 Std. 7 Grad. Der Wind ist eisig. Die Standheizung läuft.


09.07.2024
Wir Fahren weiter auf der Pamir Hochebene, immer um die 4000m Hoch. Sind nach wie vor fast alleine unterwegs. Erreichen Murghob die Verwaltungshauptstadt. Überwiegend armselige Flachbauten. Mal aus Lehm mal aus Stein.
7000 Menschen sollen hier leben.
Wie haben so viele Menschen in so wenigen Hütten platz??
Von was leben diese Menschen hier??
Von was ernährt sich ihr Vieh??
Hier oben muß man die Grashalme suchen gehen.
Die Tiere müssen auch im Winter auf die Weiden. Es gibt keine Vegetation welche es ermöglicht einen Futtervorrat für den Winter anzulegen.
Morgens werden die Kühe von ihren Besitzern an Stellen getrieben, an denen es etwas zu Futtern gibt. Dann werden die Tiere sich selbst überlassen.
Manche trotten auch alleine aus dem Dorf und abends kommen sie dann wieder zurück.
Die Kühe sind in der Beziehung sehr selbständig, quasi Freigänger.
Schaf und Ziegenherden werden auch hier auf der Hochebene von Hirten begleitet.
Wir checken bei unserer Agentur die Voranmeldung für die kirgisische Grenze, tanken voll, besuchen den Markt, kaufen ein und fahren weiter.
Daniel (Amerikaner) und Katrin (Mexikanerin) steigen in unseren Duro ein und werden uns noch den nächsten Tag begleiten.
Die beiden wollten den Pamir zu Fuß überqueren, mußten aber wegen unpassierbaren Passagen umkehren und trampen nun am Highway.
Mittlerweile ist es schon Nachmittag und so verlassen wir bald die Straße um unser Nachtlager aufzuschlagen.
Kaum ausgestiegen werden wir, bei noch hoch stehender Sonne, von Schwärmen stechender Plagegeister belagert. Wer sich nicht bewegt und mit den Armen schnelle, gymnastische Bewegungen vollführt, ist im nu übersäht mit diesen unbeliebten Blutsaugenden Insekten. So zieht sich jede Camperbesatzung schnell in die eigenen 4 Wände zurück.
Bei Daniel und Katrin boten die eigenen vier Zeltwände zunächst keinen Schutz vor diesen Plagegeistern. Bis ihr Zelt aufgebaut war, hatte sich in seinem Inneren eine beachtliche Zahl von diesen unentwegt ZZZZZZ rufenden Kerlchen eingenistet und hofften natürlich zum Stich zu kommen. Min. 50 Mitbewohner hätten sie erschlagen müssen bevor sie ein Auge zutun konnten.
Der nächste Morgen beginnt wie der vorherige Abend endete. Schwärme von Stechmücken………
Wir schreiben den 07.07.2024. Das Highlight des Tages: Timo hat Geburtstag!!!!
Dem Höhepunkt des Tages streben wir langsam entgegen. Dem Ak-Baytal Pass, mit 4655m der höchste Punkt unserer Reise. Vor dem Pass wird die Landschaft auf einmal Farbig.
Nicht etwa durch den Pflanzenbewuchs, sondern durch farbige Erde und Gestein. Selbst mich, mit meiner ausgeprägten Farbsehschwäche, hat dies fasziniert.
Mit Pflanzenbewuchs ist es hier eh nicht sehr üppig. Vor allem dieses Stück des Pamirhighways führt durch eine der trockensten Landschaften der Erde. Alpine Wüste und rundum Schneebedeckte Berge. Was für ein Kontrast!
Und plötzlich waren wir oben! 4 Fahrzeuge und 10 Menschen standen dort, gut gelaunt, auch etwas Stolz - genossen den Moment bei Sonnenschein und eisigem Wind. 10 Menschen die sich zufällig getroffen hatten und ein Stück des Weges gemeinsam  bewältigten. Plötzlich entsteht durch 4655m ein wir Gefühl, eine Gemeinschaft.


Daniel und Katrin, die diesen Punkt eigentlich zu Fuß erreichen wollten, aufgrund ihrer erzwungenen Umkehr und zusätzlichem Gletscherbrand aber körperlich ausgepowert waren, freuten sich ebenso wie  Klaus und Anja die diese Route gar nicht fahren wollten. Den eigentlichen Transit durch Russland bis in die Mongolei, hatten sie am ersten Tag gleich hinter der georgischen Grenze abgebrochen. Koruppte Polizisten, oder Soldaten - im Nachhinein wissen sie das gar nicht mehr, hatten ihnen 500 € für die Weiterfahrt und die Herausgabe der Reisepässe abgepresst.
Alle zusammen standen wir nun auf der Passhöhe und freuten uns gemeinsam über das Erreichte.
Weiter ging es bis zum Dorf und dem gleichnamigen See, Karakul. Daniel und Katrin suchten sich hier ein Guesthouse um ein paar Tage auszuruhen. Wir übernachteten etwas oberhalb des Sees mit Ausblick auf die Schneebedeckten Gipfel des Pamir und des Tien Schan Gebirges, mit 7000er Gipfeln. Der Karakul See ist der größte See Tadschikistans und füllt einen Meteoritenkrater von 52 Kilometer Durchmesser. Außerdem liegt er auf einer gigantischen Eislinse welche aus der letzten Eiszeit stammt und immer noch nicht ganz abgeschmolzen ist. Trotz sehr frischen Temperaturen saßen wir noch draussen beisammen und feierten Timos Geburtstag.
Ich hätte gerne noch den nächsten Tag an diesem schönen Ort verbracht. War es doch der letzte Stop, bevor wir die Pamir Hochebene verließen. Doch die anderen wollten weiter. Nicht zuletzt um der dünnen Höhenluft zu entfliehen. Ernste Probleme hatte zum Glück keiner aus unserer Gruppe. Aber Kopfweh und Atemnot, vor allem beim Schlafen, waren bei manchen unangenehme Begleiterscheinungen der Höhe. Obwohl dicke Luft für gewöhnlich gemieden wird, wurde diese nun herbeigesehnt.


So machten wir uns am nächsten Tag auf die Grenze zu überqueren. Im Duro verstauten wir mal wieder ein Fahrrad. Diesmal einer Französin, welche auf dem Weg nach Kambodscha war und eine Ruhepause brauchte. Der Tadschikische, total abgeranzte, halb verfallene Grenzposten liegt auf 4233 m auf einer Passhöhe. Nach ca. 18 km Fahrt Bergab über sehr schlechte Pisten durch Niemandsland gelangt man an die neu renovierte kirgisische Grenzstation. Da wegen Spannungen zwischen Kirgistan und Tadschikistan der Grenzübergang momentan für Einheimische gesperrt ist, also nur Touristen abgefertigt werden, passierten wir die Grenzübergänge recht zügig. Auf tadschikischer Seite waren wir die einzigsten Grenzgänger.
Vor der kirgisischen Grenze warteten, bzw. zelteten einige Touristen weil sie vorab keine Einreisegenehmigung gestellt hatten, oder diese den Grenzbeamten noch nicht vor lag.

 
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